Das Flugzeug war planmäßig in Washington D.C. gestartet und genauso planmäßig in Wichita gelandet. Bei Dauerregen und niedrigen Temperaturen, denn es war November. Der Mann, der die Maschine der American Airlines mit einer Reisetasche in der Hand verließ, war dem Wetter gemäß gekleidet - schwarzer Mantel, schwarze Hose, schwarze Schuhe. Sogar seine kleine Reisetasche, die er in der Rechten trug, war schwarz, und man wollte bei seinem Anblick schon fast sicher sein, dass das Jackett, das er vermutlich unter dem Mantel trug, ebenfalls schwarz war. Aber damit hätte man falsch gelegen, denn es war dunkelgrau. Der Hemdkragen, wie auch immer, blitzte auffallend weiß zwischen all dem dunklen Stoff hervor und ebenso blitzte es hin und wieder in den Augen des Mannes auf, wozu man allerdings genau hinsehen musste. Auch wenn er in der Regel so gekleidet war, war Fox Mulder keineswegs von dunkler Natur. Aber er musste seinem Beruf Rechnung tragen und auch den meisten seiner Fälle. Wie diesem, der ihn in den Sonnenblumen-Staat Kansas führte. Genauer gesagt, nach Fredonia, das noch gute hundert Meilen östlich von Wichita lag - eine lange Fahrt auf dem nicht gerade belebten, schnurgeraden Highway 400, die ihm bevorstand, nur mit dem Autoradio als Unterhaltung, da Scully zur Zeit an einer Tagung in San Francisco teilnahm. Nichts, worauf man sich freuen konnte.
Es war schon dunkel, als er am Hotel ankam, das ihm Skinners Büro für seinen Aufenthalt gebucht hatte. Nichts großes, teures, sowas gab es in Fredonia sowieso nicht, dessen Einwohnerzahl irgendwo bei 5.000 lag - die genaue Angabe hatte Mulder vergessen. Von der Größe her eher an eine Pension erinnernd, aber das war völlig in Ordnung. Er hatte schon in bedeutend schlechteren Unterkünften übernachtet. Zufrieden damit, dass die lange Reise nun ein Ende hatte, checkte Mulder ein, fuhr danach in den zweiten Stock und nahm kurz darauf sein Domizil für die nächsten Tage in Besitz. "Endlich!" Mit dem Fuß drückte er die Tür hinter sich zu, dann warf er seine Reisetasche aufs Bett, zog sich seinen Mantel aus und entledigte sich auch gleich seines Jacketts. Krawatte lockern, Ärmel hoch krempeln, Mini-Bar öffnen - das war das nächste, was auf Mulders Programm stand. Aber er hatte letztere noch nicht mal berührt, als sein Handy klingelte. Er zog es aus seiner Manteltasche, warf einen Blick darauf, dann nahm er den Ruf schmunzelnd entgegen. "Sagen Sie mir nicht, dass das jetzt der Kontrollanruf ist, Scully. Oder wollen Sie mir ein Schlafliedchen singen?" "Ich wollte nur hören, ob Sie gut angekommen sind, Mulder." "Bin ich. Ein bisschen nass, ein bisschen gelangweilt, aber ich bin da. Wie läuft's bei Ihnen? Lassen Sie mich raten, Sie haben heute spannende Vorträge über verengte Nasenscheidewände und neue Behandlungsmethoden bei Hämorrhoiden verschlungen. Waren auch attraktive Anschauungsobjekte dabei?" "Nein, aber der Dozent war ganz passabel." "Na wie schön für Sie, Scully. Ich werde mich morgen früh unter den hiesigen Landschönheiten umsehen. Wäre doch gelacht, wenn ich nicht den einen oder anderen guten Grund finden würde, meinen Urlaub hier im aufregendsten Teil der USA noch um ein paar Tage zu verlängern." "Viel Erfolg, Mulder. Ich rufe Sie morgen wieder an." "Aber nicht zu früh! Sie wissen doch, wenn ich ohne Sie unterwegs bin, stehe ich nicht vor zehn Uhr auf." "Bis morgen früh um sieben, Mulder." Es klickte in der Leitung, als Scully auflegte. Mulder grinste sein Handy an. "Ich liebe Sie auch, Scully." Dann drückte er das Gespräch auf seiner Seite ebenfalls weg und warf das Handy achtlos aufs Kopfkissen. Wo war er gerade stehen geblieben? Ah ja, bei der Mini-Bar.
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