"Ich bin mir sicher, dass Sie, Inspector Forbes, noch den einen oder anderen wertvollen Vorschlag oder Gedanken haben", äffte ich Higgins in Gedanken nach, als ich hinter diesem aufgeblasenen Windei Forbes das Büro verließ. Ich hätte kotzen können! Careen und ich waren an dem Fall dran, und ich fand, wir machten Fortschritte. Zumindest, was unsere Zusammenarbeit betraf - eine konkrete Spur zum Täter fehlte uns natürlich noch. Aber die hätten wir schon noch gefunden. Auch ohne die Hilfe des tollen Superbullen aus Dublin, der so tat, als wäre er Careens bester Freund. Die beiden kannten sich offenbar gut, das hatte mir Forbes vertraute Begrüßung klar gemacht. Die Frage war, wie gut. Die nächste Frage war, wieso interessierte mich das überhaupt? Mit finsterem Blick folgte ich den beiden zum Lift, stellte mich an Careens freie Seite und schob abwartend meine Hände in die Hosentasche. Dabei brütete ich vor mich hin. Wie die Ermittlungen nun wohl weiter laufen würden? Wahrscheinlich würde Mister Superbulle mit Careen eng zusammen arbeiten wollen. Aber die Suppe würde ich ihm versalzen! Wenn er meinte, mich jetzt abschieben zu können, nur weil er einen Dienstgrad wichtiger war als ich und Higgins ihm den Arsch geküsst hatte, würde er aber eine böse Überraschung erleben. Das hier war mein Revier und meine Partnerin. Ich hoffte für ihn, dass er das schnell begriff, ansonsten würde ich es ihm begreiflich machen müssen.
Es waren noch nicht mal zehn Minuten vergangen, als die erste Lektion offenbar fällig wurde. Careen war in ihr Büro zurückgekehrt, Forbes war ihr gefolgt, und als ich das ebenfalls tun wollte, drehte der Lackaffe sich in der Tür zu mir um und meinte affektiert: "Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir eine Tasse Kaffee besorgen könnten, Sergeant. Mit Milch und Süßstoff, bitte. Vielen Dank." Daraufhin drückte er mir die Tür vor der Nase zu. Ich starrte mit mahlenden Kiefern einen Augenblick lang auf das Holz. Dann drückte ich die Klinke mit einem harten Ruck herunter und betrat Careens Büro ebenfalls. "Holen Sie sich ihren Kaffee selbst, Inspector. Der Kaffeeautomat steht draußen!" Forbes war bei meinem Erscheinen herumgefahren und hatte mich verärgert angefunkelt. Das tat er immer noch, aber ich schiss drauf und warf mich einfach ignorant in einen der Stühle vor Careens Schreibtisch. Forbes reagierte nicht sofort. Aber als er die Klappe schließlich doch wieder aufmachte, fragte er Careen in so gestelzt höflichem Tonfall, dass mir schon der Verdacht kam, der Kerl wäre ein Engländer: "Cary, darf ich dir eine Tasse mitbringen?" Careen sah Forbes an, ich sie. Sie nickte. "Wie üblich nur mit Milch, ohne Zucker?" 'Ja, warum sagst du nicht gleich, was sie morgens am liebsten zum Frühstück hat? Das willst du mir hier doch zeigen, oder? Dass du sie schon unter dir gehabt hast!' "Ja. Danke, Inspector." Dass sie bei der offiziellen Anrede blieb, tat mir irgendwie gut. Vielleicht war doch noch nichts zwischen den beiden gelaufen, und er hätte es nur gerne gehabt. Wäre verständlich gewesen. Forbes verließ das Büro, um den Kaffee zu besorgen. Kaum war er draußen, flog ich von meinem Stuhl hoch, drückte die Tür zu und schloss ab. Die Sichtblenden am Fenster ließ ich ebenfalls herunter. Dann drehte ich mich zu Careen um und fragte sie mit vor der Brust verschränkten Armen: "WAS ist das für ein Arsch?" Careen sah mich wie vom Donner gerührt an. Zumindest einen Moment lang. Dann lehnte sie sich tief durchatmend in ihrem Sessel zurück und antwortete scheinbar gelassen: "Inspector Matthew Forbes vom Dubliner Hauptquartier." "Ja, das WEISS ich!", gab ich gereizt zurück. "Aber was tut er HIER?" "Uns helfen?" Careen begann sinnfrei, Akten zu ordnen. Ich ging zu ihr, stützte meine Hände auf dem Schreibtisch ab und beugte mich ein Stück zu ihr hinunter. "Ach, ECHT? Wir brauchen aber keine Hilfe! Schon gar nicht von so einem Schleimscheißer!" "Warum hast du das vorhin nicht Higgins gesagt?" "Sehr witzig. Der WARTET doch nur auf einen Grund, um mich abzusägen!" "Ja, und soll ich dir auch sagen, woran das liegt?" Careen funkelte mich an, ich funkelte zurück. Und kämpfte den plötzlichen Drang nieder, ihr Gesicht mit beiden Händen zu umfassen und sie zu küssen. Die Türklinke wurde gedrückt, natürlich ohne Erfolg. Es klopfte daraufhin, aber ich ignorierte es. Careen auch, weil wir uns beide noch anstarrten. "Ähm, Careen? ... Könntest du bitte aufmachen?" "Was ist der Kerl für dich?", sprach ich aus, was ich auf einmal am dringlichsten wissen wollte. "Er ist ein Arbeitskollege, Jake. Und jetzt schließ bitte wieder die Tür auf." "Careen?? Hörst du mich? - Ist alles in Ordnung??" "Ein Arbeitskollege, ja? Und warum sieht er dich dann so an? Und spricht so mit dir?" "Es ist alles in Ordnung, Matt! Einen Moment!!", rief sie an mir vorbei der Tür zu - jetzt nannte sie ihn auch beim Vornamen, das ärgerte mich nur noch mehr. "Ich glaube nicht ...", wandte sie sich daraufhin wieder an mich, "... dass ich dir diese Fragen beantworten muss. Es geht dich nichts an, Jake." "Ja, mag sein. Ich will es TROTZDEM wissen!" "Careen!! Der Kaffee wird kalt!" Careen stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Ich hielt sie am Arm fest und zog sie zu mir heran. "Du willst es doch auch nicht, dass er sich zwischen uns drängt, oder?", fragte ich sie mit eindringlichem Blick. Und schob abschwächend hinzu, als ihr Blick alarmiert geriet: "Ich meine, was den Fall betrifft." Careen löste sich aus meinem Griff und ging einen Schritt auf Abstand. "Was ich will, steht hier nicht zur Debatte. Er ist uns offiziell zugeteilt worden und wird mit uns gemeinsam an diesem Fall arbeiten. Und DU wirst ihn unterstützen, Jake, und zwar in jeder Hinsicht. Sonst werde ich dir das nächste Mal den Kopf nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Haben wir uns verstanden?" Ich atmete tief durch und sah auf sie hinab. Dann nickte ich unwirsch. Careen ging daraufhin zur Tür und schloss sie auf. "Entschuldige, Matt. Ich hatte noch etwas mit Sergeant Dignam zu klären. Danke für den Kaffee." Sie nahm ihm die Tasse ab, die er ihr hinhielt und kehrte damit zu ihrem Platz zurück. Forbes durchbohrte mich mit einem ablehnenden Blick, sah zur herunter gelassenen Sichtblende und dann wieder zu mir, um mir begreiflich zu machen, dass er durchaus kapiert hätte, was hier vorgefallen wäre. Ich wandte ihm verächtlich den Rücken zu und warf mich wieder auf meinen Stuhl. Und murrte: "Na, wo wir jetzt die Unterstützung von Superman persönlich haben, wär's doch gelacht, wenn wir den Täter nicht in den nächsten fünf Minuten überführen." Der Spruch fiel leider nicht auf fruchtbaren Boden. Forbes setzte sich ebenfalls. ohne sich was von dem anzunehmen, was ich gesagt hatte und bedachte Careen mit seinem schleimigen Grinsen. "So, dann wollen wir mal sehen, was ihr bis jetzt alles zusammen getragen habt. Die Akte bitte, meine Liebe." Careen gab ihm, was er verlangte, und ich fragte mich, ob sie wohl was dagegen hätte, wenn ich kurz in ihren Papierkorb kotzte. Das Bedürfnis hatte ich nämlich gerade.
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