"Ich werde mir das ansehen", antwortete ich und stand auf, um mich wieder zu verabschieden. Ich gab Major Ceylan Bescheid, damit er mich auf die Brücke beamen konnte. Ein blaues Licht wickelte mich ein und transferierte mich auf mein Schiff. Auf dem Sensorenbildschirm tauchte plötzlich ein roter Punkt auf. Doktor Salt hatte uns die Koordinaten zugesandt. Das herrenlose Schiff befand sich in der Nähe eines Neutronensterns. "Das ist gar nicht gut", sagte eine Stimme hinter mir. Es war Doktor Jenkins, ein Wissenschaftler im Bereich der Astrophysik. Ich schaute ihn verdutzt an. "Was meinen Sie damit?" "Wissen Sie, was ein Neutronenstern ist? Es ist ein gerade sterbender Stern, der einen üblichen Durchmesser von nur zwanzig Kilometern hat. Wegen seines extremen Magnetfeldes werden die Schilde nur zu zwanzig Prozent funktionieren. Außerdem werden auch die Langstreckensensoren nur begrenzt funktionieren. Wenn ich das richtig sehe, befindet sich das Schiff etwa dreißigmillionen Kilometer von diesem Neutronenstern entfernt. Wegen seiner hohen Masse wird das Schiff immer weiter angezogen. Wir sollten uns also beeilen".
Das war also meine erste Mission. Ich sollte ein Schiff in der Nähe eines verreckenden Sterns untersuchen. Aber ich wusste, dass das Schiff dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, nur deren Systeme. Dasselbe war auch der Odyssey passiert, als sie in eine Falle der Luzianer-Allianz getappt war. Hoffentlich wartete dort kein Basisschiff. Ich gab den Befehl zum Springen in diesen Sektor. Da das Schiff etwa dreitausend Lichtjahre entfernt war, dauerte die Reise nur etwa eine halbe Stunde. Diese Reise war schneller vorüber, als ich es mir vorgestellt hatte. Da war es nun. War mir dieses Schiff bekannt? Ich glaubte, nicht. Ich hatte Zeichnungen und Fotos von Basisschiffen gesehen und auch von Kreuzern. Aber dieses hier war mir völlig unbekannt. "Ich empfange hier eine Plasmaspur. Sie kommt von einer Wolke, etwa sechzehn Lichtstunden von hier entfernt. Es sieht aus, als hätte das unbekannte Schiff diese Spur zurückgelassen. Außerdem ist da noch eine zweite, etwas kleinere Spur. Sie stammt von einem Puddlejumper", meldete Major Ceylan und zeigte auf eine rote und grüne Linie auf dem Sensorenbildschirm. "Das Schiff wurde abgebremst und zum Stillstand gebracht. Aber die Anziehungskraft des Neutronensterns hat es wieder in Bewegung gesetzt", meinte Doktor Jenkins. Die Sensoren der Daedalus-Schiffe waren dieses Jahr erst verbessert worden. Jetzt war es möglich, Abgase von Schiffen genauer zu verfolgen. Das fremde Schiff beschleunigte nur langsam. 'Es wird vermutlich noch Monate dauern, bis es den Neutronenstern erreicht', dachte ich und begutachtete das Schiff. Plötzlich bekam ich mit dem Gedanken an eine kopflose und enthäutete Leiche Bauchschmerzen. Ich sagte Major Larsen Bescheid, dass er mit einem Team Marines und Wissenschaftlern das fremde Schiff untersuchen sollte. Sie bekamen einen Sender, sodass sie nur auf einen Knopf drücken mussten, um sich wieder auf das Schiff zu beamen. Sie materialisierten sich auf dem fremden Schiff und begannen mit den Untersuchungen. Ganze zwei Stunden war das Außenteam auf dem Schiff, und ich rutschte ungeduldig auf dem Sitz herum. Mit einer kannibalistischen Rasse hatte ich wirklich noch nie zu tun gehabt. Das war für mich alles Neuland. Plötzlich meldete sich Major Larsen übers Funkgerät. "Hier spricht Larsen. Wir haben bis jetzt nur die kopflose Leiche gefunden und etwas, das wie eine Brücke aussieht. Wir wissen immer noch nicht, mit was für einer Rasse wir zu tun haben. Allerdings haben wir hier mehrere getötete Wraith gefunden und eine ... Was war das?! Alle in Deckung! Colonel, wir werden angegriffen. Wir halten nicht mehr lange durch. Doktor Ryan ist tot und wir ...". Er verstummte. "Major! Major!" Ich hörte nur Rauschen. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte kein Rettungsteam auf das Schiff schicken. Wenn dieses Ding Sheppards Team vertrieben und eines meiner Teams getötet hatte, dann sollten wir mit äußerster Vorsicht an die Sache heran gehen. Zehn Mann waren gerade gestorben. Ich konnte dieses Schiff und seine Besatzung nicht in Gefahr bringen. Ich gab also den Befehl zum Rückzug. Aber Major Ceylan fiel etwas auf. "Ein Hyperraumfenster hat sich geöffnet!", meldete dieser. Man konnte es von der Brücke aus betrachten. Es war dasselbe Schiff wie der verlassene Kahn. Vermutlich gab es hunderte solcher Lebewesen, die ihre Opfer kopfüber an die Decke hängten. Kaum hatte das Schiff den Hyperraum verlassen, eröffnete es das Feuer, und zwar auf uns! Rote Energiestöße trafen den Energieschild der Hyperion. Es funkte aus allen Leitungen. "Erwidern Sie das Feuer, Major!", befahl ich und rutschte nervös auf meinem Sitz herum. Auch für den Major war das etwas Neues. Er hatte genau so viel Erfahrung im Kampf gegen diese unbekannte Rasse wie ich. Die blauen Energiestrahlen der Asgardwaffensysteme trafen einen roten Energieschild des feindlichen Schiffes. Anscheinend machte es nicht viel aus. Die Schilde waren noch zu 95 Prozent aktiv. Aber unsere waren bereits bei 20 Prozent. Der Neutronenstern machte die Sache nicht gerade einfacher. Dem feindlichen Schiff machte das immense Magnetfeld des Sterns nichts. 'Dieselbe Falle wie damals!', dachte ich. Mein Magen drehte sich um die eigene Achse und ich merkte, wie es mir langsam hoch kam. Aber ich hatte mich noch im Griff. "Nehmen Sie Kurs auf Atlantis! Der Kampf ist vorbei!", befahl ich, und unser Schiff verschwand im Subraum. Die nächste halbe Stunde verbrachte die Besatzung damit, das Schiff zu reparieren. Wir hätten beinahe unseren Hyperantrieb verloren. Das wäre nicht besonders günstig gewesen, da uns das Schiff fast mit links fertig gemacht hätte. Und es gab keinen Planeten, auf den man die Besatzung hätte beamen können. Das wäre wegen des starken Magnetfeldes sowieso sinnlos gewesen. Wir erreichten Atlantis und ich berichtete Doktor Salt von den Ereignissen, nachdem Murat mich in den Kontrollraum gebeamt hatte.
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